Mittwoch, 30. Juni 2021

Aufnahmen von Tierschützern offenbaren desaströse Bedingungen in Schweinemast-Betrieb

Auf den Fluren zwischen den Mastbuchten filmten die Tierschützer seit Februar vergangenen Jahres immer wieder tote Tiere, sterbende und schwer verletzte Schweine, Tiere mit offenen Wunden, die bis auf den Knochen reichten. In den Buchten lagen tote Tiere, die von ihren Artgenossen aufgefressen wurden.
Einer der Tierschützer, der die Aufnahmen gedreht hat, ist Friedrich Mülln von der Tierrechtsgruppe Soko Tierschutz. Für ihn ist dies trauriger Alltag in Deutschlands Schweineställen. "Das ist für mich nicht mehr die Ausnahme. Das ist eine grauenhafte Regel, dass Schweine unter entsetzlichen Bedingungen in den Betrieben zugrunde gehen."
Die Bilder wurden dem SWR zugespielt. Die baden-württembergische Tierschutzbeauftragte wurde vom SWR um eine Begutachtung der Aufnahmen gebeten. Ihr Fazit: Der Betrieb müsse angezeigt werden. Ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot sollte erfolgen.
Zu wenig Kontrolle oder Fehler im System?
Veterinäramtsdirektor Kai Braunmiller ist der oberste Schlachthofveterinär in Deutschland und zugleich Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene. Auf die Probleme in den Schweinemastbestrieben angesprochen, reagiert er mit einem Hinweis auf eine Studie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität über die Haltung auf Betonspaltenboden. Sie sei "überhaupt nicht artgerecht", so seine Einschätzung: "92 Prozent dieser Tiere bekommen Liegeschäden, 40 Prozent leicht, rund 50 Prozent mittel und schwer."
Braunmiller: 92 Prozent der Tiere bekommen Liegeschäden
Über die Filmaufnahmen sagt Braunmiller: "Mittlere und schwere Zustände, wie man sie hier auch gesehen hat, sind eigentlich Straftatbestände, die so überhaupt nicht zu tolerieren sind. Hier wäre dringend auch Umstellung nötig, also eine Nachrüstung der bestehenden Anlagen und endlich eine Konzeption für eine gute, tiergerechte Haltung in der Zukunft."
Betriebe werden alle 16 Jahre kontrolliert
In Deutschland werden pro Jahr rund 50 Millionen Schweine gemästet, davon das Gros in konventioneller Haltung, also auf Betonspaltenböden. Rechnet man diese Daten der Studie hoch, würde das bedeuten, dass mehr als 90 Prozent oder 40 Millionen Tiere rechtswidrig gehalten werden, weil sie infolge der Haltung Schäden davontragen. Hinzu kommt, dass im Durchschnitt solche Betriebe nur alle 16 Jahre kontrolliert werden.
Hauk: Vergehen können nie ganz ausgeschlossen werden
Im SWR-Interview verweist der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) darauf, dass die Veterinärbehörde im Fall der Region Ulm sehr schnell gehandelt habe. Bereits nach dem Eintreffen der ersten Informationen seien die Amtsveterinäre in dem Stall gewesen. "Es ist natürlich so: Bei über 10.000 Tierhaltern im Land wird man nie ganz ausschließen können, dass Vergehen passieren", so Hauk. "Wo Menschen handeln, gibt es immer auch Vergehen und Verstöße."
Zuständig für den aktuellen Fall ist die Veterinärbehörde im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm. Auf Nachfrage erklärt die Behörde, Beamte hätten den Betrieb nach Eingehen einer Anzeige besucht. Es hätten dann auch Tiere notgetötet werden müssen. Schriftlich heißt es:
"Ein sofortiges Tierhaltungsverbot wurde geprüft, war aber rechtlich nicht gedeckt. (…) Mündlich wurde angeordnet, die angetroffenen Missstände unverzüglich zu beheben."
Landratsamt Alb-Donau-Kreis am 27.5.2021
Betroffener Landwirt will seine Schweinemast stilllegen
Der betroffene Landwirt lehnte ein Fernsehinterview zu den bei ihm festgestellten Tierrechtsverstößen ab. Abseits der Kamera erklärt er, er sei zu dem Zeitpunkt, als die Aufnahmen entstanden, krank gewesen, habe sich um seinen Betrieb nicht richtig kümmern können. Die Bilder seien eine unglückliche Momentaufnahme. Der Veterinärbehörde hat er inzwischen mitgeteilt, seine Schweinemast stilllegen zu wollen.

Montag, 28. Juni 2021

Aldi will Billigfleisch verbannen – Umstellung soll bis 2030 dauern

Schweine in Ställen ohne Frischluft, eng aufeinander hockende Hühner – solche Bilder werden mit dem Begriff „Billigfleisch“ verbunden. Aldi will solches Fleisch schrittweise aus den Kühltheken nehmen. Von Tierschützern gibt es Lob, die Konkurrenz verweist auf eigene Pläne.
Aus den Kühlregalen großer Lebensmittelhändler soll schrittweise Fleisch aus wenig tiergerechter Haltung verschwinden. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd kündigten am Freitag an, bis 2030 den Verkauf von Fleisch einzustellen, das in reiner Stallhaltung produziert wird, ohne dass die Tiere jemals an der Luft sind und Sonne sehen. Schon 2025 wollen die beiden Ketten kein Fleisch mehr anbieten, bei dem die Tierhaltung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (DPA). Tierschützer und Politiker begrüßten die Ankündigung, der Bauernverband forderte, den Worten Taten folgen zu lassen.

PR-Gag?
Fleisch dürfe keine Ramschware sein, kommentierte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Ankündigung von Aldi. Die CDU-Politikerin forderte: „Entscheidend ist, dass die jetzige Zusage kein PR-Gag ist, sondern am Ende die besseren Preise auch bei den Landwirten ankommen, die mehr fürs Tierwohl tun.“
Zudem müssten auch die verarbeiteten Produkte in den Blick genommen werden.

EU-Resolution zu Frauenrechten und Abtreibung verabschiedet

In einer am Donnerstag in Brüssel verabschiedeten Resolution hieß es, auch wenn einzelne Ärzte Schwangerschaftsabbrüche aus Gewissensgründen verweigern könnten, dürfe dies nicht den Zugang zu solchen Dienstleistungen beeinträchtigen. In dem Appell geht es um umfassende Rechte von Mädchen und Frauen auf dem Gebiet der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Unter anderem Kirchenvertreter kritisierten den Text im Vorfeld.
Die Abgeordneten nahmen die Entschließung nach einem Entwurf des kroatischen Sozialdemokraten Predrag Matic mit 378 zu 255 Stimmen bei 42 Enthaltungen an. In einer Minderheitenansicht sprachen Abgeordnete von einer "ideologischen Manipulation der Menschenrechte" und bemängelten die ablehnende Haltung bei der Verweigerung von Abtreibung aus Gewissensgründen. Zudem überschreite das Parlament seine Befugnisse, da die Themen in die gesetzgeberische Zuständigkeit der einzelnen Staaten fielen.

Abtreibungsverbote in Malta und Polen
Die Begründung zur Resolution führt aus, der Beitrag komme "zu einem entscheidenden Zeitpunkt in der EU, da Aushöhlung und Rückschritte bei den Rechten der Frau an Dynamik gewinnen und zur Erosion erworbener Rechte beitragen und die Gesundheit der Frauen gefährden". Die Initiatoren verwiesen auf weitreichende Abtreibungsverbote in Malta und in Polen.
Eigentlicher Gegenstand des sogenannten Matic-Berichts "über die Lage im Hinblick auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte in der EU im Zusammenhang mit der Gesundheit von Frauen" ist ein Spektrum von Rechten in Zusammenhang von Sexualität und Fortpflanzung. Thematisiert werden etwa sexuelle Aufklärung, Empfängnisverhütung und Betreuung während Schwangerschaft und Geburt, ferner sexuell übertragbare Erkrankungen, Genitalverstümmelung, geschlechtsbezogene Gewalt, Krebserkrankungen und Fertilitätsbehandlung.

1200 Häuser zerstört: Aufräumarbeiten nach Tornado-Katastrophe in Tschechien

Nach dem verheerenden Tornado im Südosten Tschechiens haben die Aufräumarbeiten am Wochenende Hunderte Helfer und betroffene Bürger in Atem gehalten. Rund 1200 Feuerwehrleute, 160 Soldaten und 200 Polizisten waren im Einsatz. Sie räumten Autos von den Straßen, die der Wirbelsturm umhergeschleudert hatte, beseitigten Schutt und Trümmer, stützten Wände ab und deckten notdürftig Dächer mit Plastikplanen ab.
Die Zahl der Toten nach dem Unwetter vom Donnerstagabend stieg unterdessen auf sechs. Ein zwei Jahre altes Kind erlag nach Angaben der Agentur CTK im Krankenhaus seinen Verletzungen. Unter den Toten ist nach einem Bericht des tschechischen Rundfunks auch eine schwangere Frau aus dem Nachbarland Slowakei, deren ungeborenes Kind ebenfalls starb. Rund 200 Menschen waren verletzt worden. Verschüttete wurden am Sonntag nicht mehr unter den Trümmern vermutet.
Papst Franziskus gedachte am Sonntag beim Angelus-Gebet der Betroffenen und betete für die Todesopfer und die Verletzten. Er drücke auch all jenen Personen seine Nähe aus, die wegen den Unwettern ihre Häuser verlassen mussten, sagte der Heilige Vater.
Aus dem ganzen Land kamen Freiwillige hinzu, um bei der Beseitigung der Schäden zu helfen. Doch beim Aufräumen lauerten neue Gefahren: Mehr als 50 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, weil sie auf Nägel traten oder von herunterfallenden Balken getroffen wurden. Der Regionspräsident von Südmähren, Jan Grolich, ging von einem gesamten Sachschaden in Höhe von vielen Dutzenden Millionen Euro aus.

1200 Häuser zerstört
Luftaufnahmen zeigten das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nach Einschätzung der Behörden wurden in sieben Ortschaften 1200 Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Besonders stark betroffen waren die Dörfer Moravska Nova Ves, Hrusky und Luzice. Statiker gaben bisher 60 Gebäude wegen Einsturzgefahr für den sofortigen Abriss frei.
Nach Einschätzung des Wetterdienstes hinterließ der Tornado eine 500 Meter breite und 26 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. "Ich habe den Krieg erlebt, aber so etwas habe ich im Leben nicht gesehen", sagte eine alte Frau der Agentur CTK.
Das Ministerium für Regionalentwicklung kündigte an, umgerechnet 16 Millionen Euro an Soforthilfen für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Die Prager Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis will zudem Gelder aus dem EU-Solidaritätsfonds beantragen, der nach großen Naturkatastrophen Hilfe leistet.

Präsident dankt der Bevölkerung
Präsident Milos Zeman sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. In einer Fernsehansprache dankte er den Helfern. In Situationen wie dieser rücke die Nation zusammen und zeige Solidarität, sagte der 76-Jährige. Die Opposition setzte ihren Wahlkampf vor der Parlamentswahl Anfang Oktober vorübergehend aus.
Bei Hilfsorganisationen gingen innerhalb von kürzester Zeit umgerechnet knapp sechs Millionen Euro an privaten Spenden für die Unwetteropfer ein. Die Hilfsbereitschaft der Menschen rief indes auch Betrüger auf den Plan: Sie veränderten einen Spendenaufruf so, dass der QR-Code mit den Überweisungsdaten auf ein anderes Konto verwies. Die Polizei mahnte daher zur Vorsicht.
Die Region im Grenzgebiet zu Österreich ist als Weinanbaugebiet bekannt und auch bei Touristen beliebt. Viele Einwohner der betroffenen Ortschaften standen am Wochenende noch unter Schock. Polizeipsychologen betreuten die Menschen vor Ort. Er habe innerhalb von Minuten alles verloren, was mehrere Generationen über hundert Jahre aufgebaut hätten, sagte ein Mann im Sender .

Freitag, 25. Juni 2021

! aktueller Spendenaufruf ! : Tornado wütet in Tschechien – bis zu 200 Verletzte befürchtet

Auf die Sommerhitze folgten schwere Unwetter: Bei einem Tornado sind im Südosten Tschechiens am Donnerstag mehrere Menschen ums Leben gekommen und viele weitere verletzt worden. Eine Sprecherin der Rettungskräfte sprach am Freitagmorgen im Fernsehsender CT von mindestens drei Toten. Das Krankenhaus in Hodonin meldete rund 200 Verletzte, davon sollen mindestens zehn Personen schwer verletzt sein. In mehreren Dörfern seien Dächer abgedeckt, Fensterscheiben zerstört, Bäume umgestürzt und Autos umhergeschleudert worden, berichtete der Fernsehsender CT. Die Situation dort sei wie in einem Krieg, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtech im Fernsehen.

Mehrere Busse seien bei dem Unwetter in Südmähren nahe der Grenze zu Österreich umgestürzt, berichtete der Fernsehsender CT. Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien auf dem Weg in die Region, sagte Innenminister Jan Hamacek. »Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin.«
Auf Bildern und Videos in den sozialen Medien war eine gewaltige Windhose zu sehen. Der Wetterdienst CHMU bestätigte später, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Besonders betroffen waren die Gemeinden Hrusky mit knapp 1500 und Moravska Nova Ves mit rund 2600 Einwohnern. Der stellvertretende Bürgermeister Hruskys sagte der Agentur CTK, dass der halbe Ort dem Erdboden gleichgemacht worden sei. »Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster«, sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können.

Mehrere Rettungsstaffeln mit Hunden waren unterwegs ins Einsatzgebiet, um in Gebäuden nach möglichen Verschütteten suchen. Die Feuerwehr ging von Haus zu Haus. »Hier herrscht großes Chaos, große Panik«, sagte ein Augenzeuge in der Gemeinde Luzice dem Sender CT. Viele Häuser sollen einsturzgefährdet sein. Die Polizei sperrte die Zufahrtswege zu mehreren Orten, um Schaulustige fernzuhalten. Den ganzen Abend zogen schwere Sommergewitter durch Südmähren, das für seine Weinanbaugebiete bekannt ist. Die Notrufleitungen waren überlastet. In den Verwaltungsbezirken Breclav und Hodonin fielen nach Berichten in den sozialen Medien Hagelkörner von der Größe von Tennisbällen. Am Schloss Valtice, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, entstand Millionenschaden. An dem Barockbau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben. Die Autobahn D2, die von Brünn (Brno) nach Breclav führt, war nicht befahrbar, weil eine Hochspannungsleitung auf die Fahrbahn gestürzt war. Rund 32.000 Haushalte waren ohne Elektrizität. Die Regierung in Prag versetzte Kräfte der Armee für einen möglichen Hilfseinsatz in Bereitschaft.
Österreich schickte 20 Krankenwagen und zwei Rettungshubschrauber, auch die benachbarte Slowakei entsandte Hilfe. Der tschechische Regierungschef Andrej Babis ließ mitteilen, dass er wegen des Wetters in Europa nicht mit dem Flugzeug aus Brüssel zurückkehren könne, wo er an einem EU-Gipfel teilnimmt.

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Donnerstag, 24. Juni 2021

Frauen dürfen allein leben und reisen

Saudi-Arabien hat unverheirateten Frauen das Recht auf ein eigenständiges Leben zuerkannt. Sie sind nun nicht mehr abhängig von einem männlichen Vormund und können ohne dessen Erlaubnis verreisen.
Zuvor galt, dass eigenständig lebende oder ohne Einwilligung abwesende Frauen von ihren Familien angezeigt werden konnten. Für Saudi-Arabien ist das ein Meilenstein in der Geschichte der Frauenrechte.
Das Land gilt als besonders rückständig – erst 2011 wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt, seit 2018 dürfen sie Auto fahren.

Dienstag, 22. Juni 2021

Uno sieht »weitreichendste« Rückschläge bei Menschenrechten »zu unseren Lebzeiten«

Uno-Hochkommissarin Michelle Bachelet wurde zum Auftakt der 47. Sitzung des Uno-Menschenrechtsrats deutlich – und scheute sich auch nicht, einzelne Länder scharf zu kritisieren.
»Um sich von der weitreichendsten und schwerwiegendsten Kaskade von Menschenrechtsverletzungen zu unseren Lebzeiten zu erholen, brauchen wir eine lebensverändernde Vision und konzertierte Aktionen«, sagte Bachelet am Montag. Konkret benannte sie unter anderem die Lage in China, Russland und Äthiopien.
Die ehemalige chilenische Präsidentin zeigte sich in ihrer Rede beunruhigt von den »schwerwiegenden Verstößen« in der Region Tigray in Äthiopien, wo rund 350.000 Menschen von einer Hungersnot bedroht sind.
Sie verwies auf »außergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen sowie sexuelle Gewalt gegen Kinder und Erwachsene«. Außerdem gebe es glaubwürdige Berichte, dass eritreische Soldaten immer noch in der Region im Einsatz seien. Auch in anderen Teilen des Landes, in dem am Montag Wahlen stattfanden, habe es »alarmierende Vorfälle« von tödlicher ethnischer Gewalt und Vertreibungen gegeben.
Panzer in der Region Tigray Foto: EDUARDO SOTERAS / AFP

Bachelet prangerte auch die Einführung des sogenannten Sicherheitsgesetzes in Hongkong an, das den Behörden ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten erlaubt, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.
Die Uno-Menschenrechtsbeauftragte kritisierte China zudem wegen der Behandlung der Uiguren in der Region Xinjiang. Menschenrechtsorganisationen zufolge sind in der nordwestlichen chinesischen Provinz mindestens eine Million Angehörige der Uiguren und anderer muslimischer Minderheiten in Haftlagern eingesperrt. Bachelet verwies auf »Berichte über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen« und forderte die Führung in Peking auf, ihr einen Besuch in der Region zu ermöglichen.
Aus Peking kommt umgehend Widerspruch China weist die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher der chinesischen Vertretung in Genf forderte Bachelet auf, sie solle »aufhören, falsche Äußerungen gegen China zu tätigen« und sich nicht in »Chinas Souveränität und richterliche Unabhängigkeit« einmischen.
Bachelet kritisierte auch die russische Führung wegen jüngster Maßnahmen, die den Raum für abweichende politische Ansichten und den Zugang zu den Wahlen im September weiter einschränken würden. Konkret nannte sie das Vorgehen gegen die Bewegung des inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny.
Das Urteil eines Moskauer Gerichts, das dessen Organisation als »extremistisch« eingestuft hatte, basiert laut Bachelet auf »vage definierten Vorwürfen«. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Mitglieder und Unterstützer »extremistischer« Gruppen per Gesetz verboten, sich für Parlamentswahlen aufstellen zu lassen. »Ich fordere Russland auf, bürgerliche und politische Rechte zu wahren«, sagte Bachelet.
Die Sitzung des Uno-Menschenrechtsrats dauert bis zum 13. Juli. Wegen der Coronapandemie findet sie weitgehend virtuell statt.
»Kriege der Erwachsenen zerstören Kindheiten« In einem weiteren Bericht befassen sich die Vereinten Nationen mit der Gewalt gegen Kinder in bewaffneten Konflikten. Diese hat demnach im Jahr 2020 stark zugenommen. Kindesentführungen seien im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent gestiegen, Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch von Kindern um 70 Prozent.
Das steht in einem am Montag veröffentlichten und von Uno-Generalsekretär António Guterres unterzeichneten Papier. Die gefährlichsten Länder für Kinder waren demnach Afghanistan, Syrien, der Jemen und Somalia.
Die Uno-Beauftragte für Kinder und bewaffnete Konflikte, Virginia Gamba, sagte: »Die Kriege der Erwachsenen haben 2020 erneut die Kindheit von Millionen von Mädchen und Jungen zerstört.« Die Zahl der »schweren Verstöße« blieb dem Bericht zufolge mit 26.425 »alarmierend hoch«.
Menschenrechtsgruppen kritisierten Guterres, dass Israel und die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition im Jemen nicht auf der Liste der Verantwortlichen auftauchen.

Freitag, 18. Juni 2021

ENTSETZTE TIERSCHÜTZER BEFREIEN HUND VON KILOWEISE HAAREN

Die Tierschützer von "KC Pet Project" aus Kansas City im US-Staat Missouri haben schon vieles in ihrem Leben gesehen. Aber dieser Hund brachte selbst sie ins Staunen. Die entsetzten Pfleger hatten den Shih Tzu kürzlich auf der Straße entdeckt und sofort zu ihren Tierärzten gebracht.
Das Fell des Vierbeiners war unglaublich verfilzt, der Kleine unter den vielen Haaren kaum noch zu erkennen.
Am Dienstag veröffentlichten die Tierschützer ein Video auf ihrem TikTok-Account, das die Verwandlung des Hundes dokumentiert. Der Clip traf definitiv einen Nerv, generierte binnen 16 Stunden bereits 14 Millionen Klicks.
In dem Clip sagt eine Mitarbeiterin von KC Pet Project: "Dieser elfjährige Shih Tzu ist heute als Streuner reingekommen. Dies ist möglicherweise eine der schlimmsten Matten, die wir je gesehen haben. Wir können nur schätzen, wie lange es dauerte, bis er in diesen Zustand kam."
Der Hund sei von den Ärzten unter Narkose gesetzt und dann mehr als zwei Stunden lang rasiert worden!
Vor seiner Behandlung soll der Rüde rund neun Kilogramm gewogen haben, danach nur noch sechs.
Laut der Mitarbeiterin habe man sich vor allen Dingen Sorgen um die Haut des Vierbeiners gemacht. "Aber überraschenderweise ist seine Haut in einem ziemlich guten Zustand", so die Frau in dem TikTok-Video.
3,2 Millionen Likes generierte das Werk, mehr als 42.000 Kommentare bekam es bis Dienstagabend. Viele TikTok-User teilten das Entsetzen des Teams und fragten sich, durch was für eine Hölle die Fellnase gegangen sein musste.
Immerhin: Jetzt sieht der Vierbeiner wieder wie ein richtiger Hund aus und hat wohl das Schlimmste hinter sich.
Bleibt nun zu hoffen, dass sich jemand findet, der das Tier bei sich aufnehmen und ihm für seine letzten Jahre ein Zuhause geben möchte.

Mittwoch, 16. Juni 2021

Tesla nimmt Bitcoin erst bei besserer Umweltbilanz wieder an

Palo Alto (dpa) - Tesla wird nach den Worten von Firmenchef Elon Musk Bitcoin erst wieder als Zahlungsmittel akzeptieren, wenn sich die Umweltbilanz der Digitalwährung deutlich verbessert.
Als Richtmarke gab Musk in einem Tweet am Sonntag einen Anteil erneuerbarer Energie von rund 50 Prozent bei der Bitcoin-Produktion an. Unterdessen baute der Bitcoin am Montag seine Vortagsgewinne aus und stieg wieder über 40.000 US-Dollar. Der Kurs erreichte auf der Handelsplattform Bitstamp in der Spitze 41.050 Dollar - mehr als 4000 Dollar über dem Tagestief. Die Aussagen Musk hatten die Digitalwährung am Sonntag beflügelt. Auch andere Kryptowährungen wie Ether oder Dogecoin hatten zugelegt.
Bitcoin werden durch komplexe Rechenaufgaben auf Computern erzeugt. Dabei werden große Mengen Strom verbraucht. Umweltschützer kritisieren die Digitalwährung deshalb als Klimakiller. Musk und Tesla hatten in den vergangenen Monaten mehrere Ankündigungen zum Bitcoin gemacht, die den Kurs der Digitalwährung schwanken ließen. Erst gab das Unternehmen bekannt, dass man rund 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert habe und bald auch in der Digitalwährung für die Autos bezahlen lassen werde. Im März wurde die Möglichkeit tatsächlich eingeführt - und nach weniger als zwei Monaten unter Verweis auf die schlechte Bitcoin-Umweltbilanz wieder auf Eis gelegt.
Mit diesem Zick-Zack-Kurs gingen auch Schwankungen beim Bitcoin-Preis einher. Musk wies Vorwürfe einer Manipulation des Bitcon-Kurses zurück. Im Gegenteil habe Tesla rund zehn Prozent seiner Bitcoin-Bestände verkauft, um zu beweisen, dass man sie abstoßen könne, ohne den Kurs stark zu verschieben.

Montag, 7. Juni 2021

Wenn Corona die Eltern raubt – Indiens traumatisierte Waisen

Neu-Delhi – Corona hat Divyesh und Neha kurz nacheinander beide Eltern geraubt. Sie starben im April während der heftigen zweiten Infektionswelle in Indien. Der 15-jährige Divyesh verlor daraufhin jede Hoffnung. Seine zwei Jahre ältere Schwester Neha handelte und rief eine Hotline der Kinderschutzbehörde in der Hauptstadt Neu Delhi an. So erzählt es der Chef der Behörde, Anurag Kundu, der dpa. Divyesh sei schwer traumatisiert, Verwandte kümmerten sich jetzt um die Geschwister.
Die Behörde habe mit mehreren Corona-Waisen und -Halbwaisen Kontakt. "Es ist schwierig zu verstehen, was in ihnen vorgeht", sagt Kundu. "Schlafstörungen, Angstzustände, weniger Appetit und das Gefühl, allein zu sein, sind ein Teufelskreis, aus dem sehr schwer freizukommen ist."
Dramatische Folgen
Hilfsorganisationen haben überall in Indien Hilferufe erreicht. Besonders bei Kindern aus ärmeren Familien wird befürchtet, dass Corona-Waisen und -Halbwaisen ein höheres Risiko haben, selbst arbeiten zu müssen, um überleben zu können, dass Mädchen früh verheiratet werden, damit ihre Familien nicht mehr für sie sorgen müssen oder dass sie Opfer sexueller Gewalt werden. Kinderarbeit und zu einem gewissen Grad auch Kinderehen waren schon vor der Pandemie nicht ungewöhnlich in dem Riesenland.
Die nationale Kinderschutzbehörde Indiens hat seit Pandemiebeginn 1.742 Corona-Waisen und 7.464 Corona-Halbwaisen erfasst. Hilfsorganisationen gehen aber davon aus, dass deutlich mehr Kinder ihre Mutter und/oder ihren Vater verloren haben. In dem Land mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen starben nach offiziellen Angaben bisher mehr als 330.000 Menschen an oder mit Covid-19. Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Totenzahl deutlich höher liegt.
Aufruf zur Hilfe
Besonders um den Höhepunkt der zweiten Welle herum zirkulierten Nachrichten wie diese in sozialen Netzwerken: "Wenn jemand ein Mädchen adoptieren möchte, bitte kontaktieren Sie Priyanka unter *Telefonnummer*. Ein Mädchen ist drei Tage alt, ein anderes sechs Monate alt, sie haben ihre Eltern an Covid verloren. Bitte helfen Sie, diesen Kindern ein neues Leben zu geben, sagen Sie das weiter."
Teils dürften besorgte Menschen im Umfeld der Kinder solche Nachrichten versandt – und dabei wohl auch Kinderhändler erreicht haben, sagt Prabhat Kumar von der Hilfsorganisation "Save the Children". Teils hätten aber auch Betrügerinnen und Betrüger Nachrichten verschickt, um interessierten Adoptiveltern Geld abzuknöpfen. Er und sein Team hätten die Nummern jeweils angerufen und an die Polizei weitergegeben. Kundu von der Kinderschutzbehörde sagt, dass manche Absender solcher Nachrichten um die 5.600 Euro (500.000 Rupien) für ein Mädchen und 8.900 Euro (800.000 Rupien) für einen Buben verlangt hätten.
Viele Anfragen
Die Nachfrage nach Kindern zur Adoption sei in Indien groß, sagt Kinderrechtsaktivistin Meera Marthi, Gründerin der Gruppe "Where are India"s Children". 30.000 Menschen in Indien hoffen ihr zufolge auf ein Adoptivkind. Gleichzeitig seien nur etwa 2.200 Kinder offiziell zur Adoption freigegeben. Viele Kinder würden allerdings nie erfasst, andere lebten zwar in Waisenhäusern, erfüllten aber die Kriterien zur Adoption nicht.
Oft sei es für Waisenkinder am besten, wie Divyesh und Neha bei Angehörigen untergebracht zu werden, sagt Prabhat Kumar von "Save the Children". Da es für viele ärmere Familien gerade jetzt in der Pandemie schwer sei, noch für ein weiteres Kind zu sorgen, würden solche Familien mit Essen unterstützt. (Anne-Sophie Galli und Siddhartha Kumar, APA, dpa, 7.6.2021)

Harry und Meghan: Spenden statt Geschenken

Das royale Paar durfte am Freitag (4. Juni) Töchterchen Lilibet 'Lili' Diana Mountbatten-Windsor auf der Welt begrüßen. Keine Frage, dass die Fans weltweit aus dem Häuschen sind. Geschenke zur Geburt wollen Harry und Meghan aber lieber nicht annehmen – stattdessen weisen sie auf eine Reihe von Charity-Organisationen hin, die ihnen sehr am Herzen liegen.
"Für alle, die nachgefragt haben, Geschenke zu schicken: Wir würden darum bitten, dass ihr diese Organisationen, die für Frauen und Mädchen arbeiten, unterstützt oder mehr über sie lernt: Girls Inc, Harvest Home, CAMFED und die Myna Mahila Foundation", erklären die frischgebackenen Zweifach-Eltern auf der Homepage ihrer Stiftung 'Archewell'. Harry und Meghan sind für ihren wohltätigen Einsatz bekannt: Für die Nichtregierungsorganisation CAMFED stellten sie selbst letztes Jahr umgerechnet rund 107.000 Euro zur Verfügung, um ihre eigenen Geburtstage zu markieren. Dank der Unterstützung des Paares konnte die Organisation außerdem nahezu die gleiche Summe durch eine Spendensammlung erziehen.

Mittwoch, 2. Juni 2021

Falsches Zungenpiercing: Kinder landen wegen TikTok-Trend im Krankenhaus

Britischen Medienberichten zufolge verbreitet sich gerade über die Social-Media-Plattform TikTok ein gefährlicher Trend, bei dem Jugendliche gefälschte Zungenpiercings tragen. In den Videos bewegen sie zwei magnetische Metallkugeln, die sie zuvor auf beiden Seiten ihrer Zunge platziert haben, so umher, dass der Eindruck eines Zungenpiercings entsteht. Der britische Gesundheitsdienst NHS warnt davor, diesen Trend nachzuahmen und fordert ein Verkaufsverbot.
Der NHS mahnt, die Magnetkugeln könnten lebensgefährlich sein, wenn diese versehentlich verschluckt werden. In den vergangenen drei Jahren hätten mindestens 65 Kinder deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zuletzt hätte die Zahl aufgrund des Internettrends zugelegt. In den britischen Medien hatten zuletzt mehrere Vorfälle für Aufsehen gesorgt. Ein Elfjähriger hatte insgesamt fünf Kügelchen verschluckt und musste in einer mehrstündigen Notoperation gerettet werden. Die Ärzte entfernten ihm dabei mehrere Zentimeter seines Darms. Seine Mutter rief andere Eltern daraufhin zur Vorsicht auf. Auch ein Zwillingspärchen von 18 Monaten verschluckte jüngst mehrere der Kügelchen, die eigentlich den älteren Geschwistern gehörten. Während einer mit vier Magneten noch minimalinvasiv operiert werden konnte, musste sein Bruder sich aufgrund von insgesamt 23 Kugeln ebenfalls einer Notoperation unterziehen. Sie hatten sich in seinem Darm zu einer Schlinge geschlossen.

 

 

NHS fordert Verbot
Professor Simon Kenny, Kinderchirurg und klinischer Direktor für Kinder und Jugendliche des NHS, möchte, dass die Magnete verboten werden, da sie die Blutversorgung im Darm unterbrechen und innere Verletzungen herbeiführen könnten. "Ich möchte Eltern dringend bitten, sich der Gefahren bewusst zu sein, die mit Magnetspielzeug verbunden sind, aber letztendlich können wir zukünftige Vorfälle nur verhindern, indem wir den Verkauf dieser Artikel ganz unterbinden", so der Arzt gegenüber BBC.

 

Dienstag, 1. Juni 2021

Khanyisa lebt jetzt in einem Elefanten-Waisenhaus

Elefantenkalb Khanyisa musste um ihr Leben kämpfen! 
Das vier Monate alte Tier ist in Südafrika in eine Falle von Wilderern geraten und erlitt tiefe Schnittwunden am Maul. Der weibliche Elefant konnte deswegen nichts fressen und trinken. Vier Tage lang musste Khanyisa ausharren – bis sie endlich gerettet wurde. Tierschützer päppeln sie wieder auf. In einem Elefanten-Waisenhaus lebt sie jetzt mit einer Herde zusammen – und tollt endlich wieder draußen umher. Und da hat sie einen ganz besonderen tierischen Mutterersatz gefunden! Die erstaunlichen Bilder zeigen wir im Video.
Die Falle im südafrikanischen Krüger-Nationalpark hat Khanyia fast ihr junges Leben gekostet. Wilderer würden hier oft solche Fallen aufstellen, erzählt Adine Roode, Gründerin des Elefanten-Waisenhauses. Sie wollen jagen – die Beute dient als Essen oder um damit Geld zu machen. 
"Khanyia wurde in einer Falle gefunden", erzählt Roode. "Sie war da vier Tage drin, deswegen war sie komplett dehydriert. Und wegen der Schnittwunden am Maul konnte sie nicht essen."
Khanyisa bedeutet "Sonnenschein" - der Elefant ist ein Albino Der Elefant wird medizinisch versorgt und gepflegt. Tierschützer geben alles, um das vier Monate alte Elefantenmädchen wieder auf die Beine zu kriegen. Erfolgreich! Die kleine Kämpferin bekommt den Namen Khanyisa. In Xitsonga, einer Sprache die in Südafrika gesprochen wird, bedeutet das "Sonnenschein". Ziemlich süß! Denn das Elefantenmädchen ist als Albino geboren – das kommt nur sehr selten vor. 
Im sonnigen Südafrika lässt sie sich aber trotzdem nicht unterkriegen. "Wenn sie in der Herde ist, stellt sie sich entweder unter einen größeren Elefanten oder in deren Schatten, um keinen Sonnenbrand zu bekommen", erzählt Roode. Beeindruckend! In ihrem neuen Zuhause hat Khanyisa jedenfalls ganz viele tolle Beschützer, wie Sie auch im Video sehen.

Aktivisten : Fast eine halbe Million Tote seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs

Im syrischen Bürgerkrieg sind einer Zählung von Aktivisten zufolge in den vergangenen zehn Jahren fast eine halbe Million Menschen getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte, starben seit der gewaltsamen Niederschlagung von regierungskritischen Demonstrationen im Jahr 2011 494.438 Menschen in dem Konflikt. Die neue Zahl schließt rund 100.000 Opfer ein, die die Aktivisten demnach erst kürzlich bestätigen konnten.

 

Fast die Hälfte dieser Opfer (42.103) seien Zivilisten, die meist unter Folter in Gefängnissen der syrischen Regierung getötet wurden, sagte der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. “Die überwältigende Mehrheit der Todesfälle liegt zwischen Ende 2012 und Ende 2015”, fügte er hinzu. Ein Rückgang der Kampfhandlungen habe die Verifikation dieser Fälle ermöglicht.
Insgesamt seien seit dem Beginn des Konflikts 159.774 Zivilisten getötet worden, darunter mehr als 25.000 Kinder unter 18 Jahren. Verantwortlich für einen Großteil der Toten seien Angriffe der syrischen Armee und verbündeter Milizen. Nachdem Regierungstruppen weite Gebiete zurückerobert hatten und ein Waffenstillstand an einer der wichtigsten Fronten in der Region Idlib vereinbart wurde, haben die Kampfhandlungen in Syrien zuletzt abgenommen.

 

Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz von Informanten vor Ort. Die Angaben der Organisation lassen sich von unabhängiger Seite oft kaum überprüfen. Im März hatte sich der Beginn des Aufstands gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad zum zehnten Mal gejährt. Der seit zehn Jahren herrschende Bürgerkrieg in Syrien hat sich inzwischen zu einem internationalen Stellvertreterkonflikt ausgeweitet, an dem unter anderem auch Russland und die Türkei beteiligt sind. Millionen von Menschen wurden vertrieben.